1. Tag: Anreise
2. Tag: Wanderung durch’s Bodetal und Singen auf der Rosstrappe
3. Tag: Bergfinken-Brockentour
4. Tag: Halberstadt und Heimfahrt
1. Tag: Anreise
Ein fröhlicher Bergfinken-Schwarm fand sich am 18.08.2022 kurz vor 7 Uhr in der Nähe des Dresdner Hauptbahnhofes zusammen.
Genannte Bergfinken-Population wurde von dort mit zwei Reisebussen (problemfrei und zügig) zum ersten Etappenziel gebracht.
Dieses Ziel war das Bauernkriegs-Panorama bei Bad Frankenhausen/Thüringen. Das dortige Werner-Tübke-Monumentalgemälde – entstanden 1976-1987 – erinnert an die glücklosen Ereignisse um den 15. Mai 1525. Und es erinnert auch an den Theologen Thomas Müntzer. Dargestellt ist nicht der tatsächliche Ablauf der Vorgänge auf dem Frankenhausener Schlachtberg, sondern eher ein Panorama der Zeit an sich. Oder vielleicht eine bildliche Geschichts-Interpretation einer Zeit, welche nach radikaler gesellschaftlicher Umgestaltung verlangte.
Auf diese hochinteressante „Geschichtsstunde“ folgte draußen auf der großen Freitreppe vor dem Panorama-Gebäude noch eine kleine „Musikstunde“: Die Bergfinken sangen vier Berglieder.
Später dann steuerten unsere beiden Bus-„Piloten“ ihre Reisebusse (samt Bergfinken darin) ganz souverän über enge, kurvige Landstraßen des Unterharzes.
Auf diese Weise gelangten wir vom Harz-Südrand an dessen Nordrand.
Denn als zweites Tages-Etappenziel war Quedlinburg vorgesehen. Dort bummelten die Bergfinken durch Straßen und Gässchen mit liebevoll renovierten Fachwerkhäusern. Dabei bekamen sie schon auch einen gewissen Eindruck vom vormaligen, mittelalterlichen Stadtbild vermittelt.
Nicht ganz außer Acht gelassen sollte werden: Der Sage zufolge saß bereits Heinrich I.(876-936) in Quedlinburg am „Finkenherd“.
Unweit (und etwas oberhalb) des „Finkenherdes“ erhebt sich der Dom zu Quedlinburg. Und ebendort hatten die Bergfinken um 16 Uhr einen Termin: Gesang im Dom zu Quedlinburg!
Ja, auch für einen derart besonderen Ort und dessen besondere Akustik bietet das Bergfinken-Repertoire einige Möglichkeiten. Es wurden sechs Lieder vorgetragen.
…Und fix wurde noch der Quedlinburger Domschatz angesehen.
Am beginnenden Abend brachten unsere beiden Bus-„Piloten“ den großen Bergfinken-Schwarm gut zum dritten Etappenziel: Nach Thale, zur Jugendherberge namens „Hotel Waldkater“.
Bald nach dem Abendbrot traf man sich in der Herberge (bei Bier und Wein) zu Schwatz und Gesang. Es wurde recht schön. Und: spät.
Richard Jaurich
2. Tag: Wanderung durch’s Bodetal und Singen auf der Rosstrappe
Am Freitagmorgen starten wir nach dem Frühstück von Treseburg aus zu einer Wanderung durch das Bodetal. Bei leichtem Regen machen wir uns auf den Weg. Er führt uns im Schutz der Bäume immer ganz dicht am wilden Fluß entlang. Dort wo der schmale Weg höher am Hang verläuft, ist er voller Stolpersteine. Gleichzeitig ist dann aber die Sicht auf das Tal und den Fluss besser und man kann die Bode durch die Felsen strömen sehen und hören.
Nach etwa 2 Stunden kommen wir wieder fast bis zur Herberge am Waldkater zurück. Wir sind am Fuß der Rosstrappe. Bevor wir den Aufstieg beginnen, legen wir eine Rast ein und stärken uns erst in der Gaststätte Königsruhe. Sie liegt günstig an der Jungfernbrücke im Hirschgrund. Vom Biergarten hat man einen schönen Blick auf die steinerne Brücke und die Bode. Und die Sonne ist inzwischen auch wieder hervorgekommen.
Wer nicht laufen möchte kann gleich in der Nähe in den Sessellift steigen. Die anderen steigen den steilen Weg zu Fuß auf. Er ist schmal und voller Geröll, welches das Wetter vom Fels abgesprengt hat. Über viele Kehren führt er immer wieder über den Hang. An manchen Stellen ist der Weg ganz verschüttet und ein Trampelpfad geht um die Schutthalde.
Oben angekommen haben wir einen wunderbaren Blick auf das Bodetal und den gegenüberliegenden Hexentanzplatz. In die steinerne Auswaschung, die wie ein Hufeneisenabdruck aussehen mag und dem Berg seinen Namen gab, haben Leute Münzen geworfen. Wenige hundert Meter weiter steht auf der Bülowhöhe ein Berghotel. Hier sammeln wir uns alle wieder. Nach kurzer Pause ruft uns Uli, unser erster Chorleiter, auf. So nehmen wir vor den anderen Gästen im Biergarten des Hotels Aufstellung, Stefan stellt unseren Chor vor und voller Freude singen wir zusammen. Bis dann doch wieder leichter Regen einsetzt. Einige wollen schon flüchten, aber Uli ruft sie zurück und wir geben sogar noch eine Zugabe.
Danach fahren manche mit der Seilbahn nach Thale und wandern zurück. Der Rest wird vom Bus abgeholt. Die schnellsten Wanderer kommen genauso schnell wie die Busreisenden in der Herberge an.
Enrico Maasch
3. Tag: Bergfinken-Brockentour
Wir Bergfinken werden ja von den höchsten Gipfeln, die irgendwie erreichbar sind, magisch angezogen, und so musste auf unserer 100+ Chorfahrt in den Harz auch der Brocken dran glauben. So ging es am Samstag gleich nach dem Frühstück los, wahlweise als Wanderung mit Start in Schierke, oder mit dem Traditionszug der Brockenbahn ab Wernigerode. Für Kletterer hatte die Wanderung freilich wenig zu bieten – bis auf ein paar felsige Erhebungen am Anfang, die einige Eifrige in wenigen Minuten erklommen hatten.
Die Brocken-Wetterhexe war gnädig zu uns und hat den angekündigten Regen und auch die dort allzu oft wallenden Nebel ausfallen lassen, so kamen wir Punkt 12 auf dem Brocken an, wenig später schnaufte auch die Bimmelbahn heran. Nun war Gipfelrast angesagt, schließlich sammelten wir uns im Außenbereich des Berggasthofes und heimsten mit einem kleinen Programm einigen Beifall von den dort anwesenden Gästen ein.
Dann war es auch schon Zeit für den Rückweg, für den wir noch einige weitere Zugtickets ergattert hatten. Eine schöne Bergtour für uns alle, trotz des derzeit recht traurigen Anblicks des großflächig abgestorbenen Fichtenwaldes ringsum. Im Nationalpark Harz soll das viele Totholz liegen bleiben, um einem neu heranwachsenden Mischwald den Start zu erleichtern. Tatsächlich wachsen zwischen den toten Baumstämmen schon wieder Büsche, Ebereschen, Wildblumen, Kräuter und Gräser, natürlich auch kleine Fichten. Hoffen wir also, dass dieser Plan funktioniert!
Uwe Schelinski
4. Tag: Halberstadt und Heimfahrt
Am Sonntag verabschiedeten wir uns aus dem Reich der Mythen und Sagen. Dies taten wir mit Gesang, auch zum Dank an das Team der Jugendherberge Thale.
Unsere Reise führte uns nach Halberstadt. Vor unserem letzten Höhepunkt gab es für Interessierte die Möglichkeiten, den Domschatz Halberstadt zu bestaunen. Hier warten über 300 jahrhundertalte Kostbarkeiten und Meisterwerke darauf, entdeckt zu werden. Zusammen bilden sie einen der umfangreichsten Kirchenschätze der Welt.
Alternativ gab und gibt es das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt in Halberstadt zu bestaunen. Dessen Erklärung sprengt sicher den hiesigen Rahmen. Die Frage bei einem Orgelsymposium 1998, was heißt so langsam wie möglich bei einer Orgel und wie ist das Stück auszuführen, führte zu der Erkenntnis, potentiell unendlich.
1361 wurde in Halberstadt die wohl älteste Orgel der Welt gebaut. Im Jahr 2000 startete das John Cage Orgelprojekt, welches über 639 Jahre angelegt ist.
Ja und dann durchschritten wir die Pforten zum Dom und tauchten ein in eine Welt aus alter Zeit. Unser Konzert in der Domkirche bildete den Abschluss unserer diesjährigen Chorfahrt und wie ich finde, wurde daraus ein absoluter Höhepunkt. Uli dirigierte den Chor zu einem Gesang, der bei mir in der wunderbaren Akustik mehrfach Gänsehautgefühle verursachte.
Damit endete unsere und meine erste Chorfahrt 2022 und wir traten unsere Heimreise an.
Allen fleißigen Organisatoren gilt ein herzliches Dankeschön für gelungene Tage, die wir mit viel Gesang und schönen Erlebnissen verbringen konnten.
Torsten Steinich