Mancher denkt dabei sofort an viele Erinnerungen, Würdigung, eine angemessene Feier und vielleicht an eine einmalige Unternehmung.
Im Jahr 2020 sollte das hundertjährige Jubiläum des sächsischen Bergsteigerchores „Bergfinken Dresden“, der am 30. August 1920 gegründet wurde, gefeiert werden. Die Chorleiter und ihre Sänger hatten sich gut darauf vorbereitet. Mit viel Energie übten die Sänger ihr Liederprogramm und stellten sich den außergewöhnlichen Anforderungen ihrer Chorleiter Ulrich Schlögel und Max Röber, die mit ihnen u.a. die „Landerkennung“ von Edvard Grieg und ein norwegisches Lied einstudierten. Mit Spannung erwartete das Publikum das besondere kulturelle Ereignis…
Aber dann brach über alle Corona herein und mit einem Schlag begann ein Kampf um die Gesundheit, und das Konzert musste ausfallen. Es wurde in das nächste Jahr verschoben, aber auch das konnte nicht verwirklicht werden. Viele hatten die Hoffnung auf ein Jubiläumskonzert der Bergfinken verloren.
Dennoch, ein kleiner Hoffnungsschimmer schwang über allen Ereignissen und vorsichtig konnte man sich mit dem Gedanken an ein verspätetes Konzert im Kulturpalast anfreunden. Die Proben forderten die Sängerstimmen und mancher behielt den Hinweis auf die Superakustik im Kulturpalast, die jeden falschen Ton offenbare, im Ohr. Mit Zuversicht und Lampenfieber stellten sich die Bergfinken am Sonntag, dem 23. April 2023, der Herausforderung, ein jubiläumswürdiges Konzert zu geben. Großartig, der Kulturpalast ist voll besetzt und ein neugieriges Publikum erwartet gespannt das Konzert. Ein Bläser-Ensemble des Landesgymnasiums für Musik „Carl Maria von Weber“ eröffnet feierlich das Konzert. Die Sängerschar schreitet auf die Bühne und singt den Jubiläumsspruch 100. Anschließend betritt die Moderatorin Lydia Schlenkrich die Bühne mit den Worten: „Geben Sie mir bitte noch eine Minute…“
Spätestens jetzt spüren alle: das wird ein Fest. Im Wechsel dirigieren Ulrich Schlögel und Max Röber und holen das Publikum mit dem Lied „Mein Vater war ein Wandersmann“ mit ins Boot. Das Zusammenspiel von Chor, Blechbläsern, Klavierbegleitung von Tommy Naumann und Publikumsgesang lässt alle das Gefühl „Auf den Bergen wohnt die Freiheit“ spüren. Mit dem Liedgut werden ebenfalls der frühere Dirigent Kurt Kämpfe und der Liedermacher Walter Fritsche geehrt. Das Publikum erfährt zur Erheiterung die Anekdote über den früheren Chorleiter Kurt Kämpfe, der seine Sänger mit den Worten „Ihr musikalischen Rübenschweine, merkt denn hier keiner, dass einer falsch singt“ für einen richtigen Gesang animierte.
Mit dem Lied „O Berg in deiner Pracht“ glänzt „Gockel“ als Solostimme. Der strenge Dirigent Max Röber zeigt seine Anerkennung mit Daumen nach oben für die Darbietung der „Karpaten-Rhapsodie“. Alsbald ist die Pause erreicht, die vielen Bergfreunden Gelegenheit bietet, sich zu treffen, auszutauschen, ein Gläschen Wein zu trinken und sich für neue Vorhaben zu verabreden. Nach der Pause eröffnet die Blechbläsergruppe mit „Gipsy Fire Dance“ den zweiten Teil des Konzerts und die Bergfinken reihen sich in den Gängen des Konzertsaales auf und singen mit dem Publikum „Wohl ist die Welt so groß und weit“. Im weiteren Verlauf zelebriert der Chor den „Bergfinkenspruch“ von Wolfgang Wehmann, der 50 Jahre den Bergfinkenchor dirigierte, und natürlich das „Bergfinkenlied“. Zu den weiteren Höhepunkten des Abends gehört das Berglied „La Montanara“ mit dem Sologesang von Gunter Heidisch.
Die Moderatorin betont, dass die Bergsteiger ein neugieriges Völkchen seien und immer etwas Besonderes im Gepäck hätten. Mit dieser Überleitung folgt eine der größten Herausforderungen für den Chor, denn Max Röber hat mit den Sängern das norwegische „Geschenk“ „Naar Fjordene blaaner“ einstudiert. Aber auch diese Hürde wird mit Bravour gemeistert. Nun kann der „Landerkennung“ von Edvard Grieg mit dem Solisten Gordon Fritsch nichts mehr im Wege stehen. Ulrich Schlögel dirigiert und ist auf seine Bergfinken stolz.
Am Schluss des Konzerts weist die Moderatorin mit den Worten „Brauche dein Herz“ auf das Lied „Gesang an die Freude“ hin.
Langer Beifall mit Jubelrufen belohnt alle Sänger, Dirigenten, Musiker sowie Lydia Schlenkrich für den gelungenen Abend. Zwei Zugaben beschließen das großartige dreistündige Abendprogramm. Somit bleibt nur zu wünschen: „Weiter so und auf die nächsten 100 Jahre…“
Barbara Thiele